Das iranische Visum verlängern - mit etwas Geduld und Hartnäckigkeit war es dann doch kein Problem

Es war bereits sehr aufwändig und kostspielig das Visum über die iranische Botschaft in Deutschland zu bekommen. Da wir über Land einreisen wollten, musste zunächst eine Referenznummer beim iranischen Innenministerium beantragt werden, wie mir der Botschaftsmitarbeiter vor Ort mitteilte.

Dies habe ich der Einfachheit halber über eine Agentur in Berlin-Kreuzberg erledigen lassen und bin mit der Nummer erneut zur Botschaft gegangen. Nach fünf Stationen und Gesamtgebühren von 135 Euro hatte ich dann mein Visum in der Hand.

Wenige Tage später wurde ein einfaches Online-Verfahren angeboten, von dem wir leider nicht mehr profitieren konnten.

Das Visum ist zwei Monate gültig und ermöglicht nach Einreise einen Aufenthalt von 30 Tagen. Ein längerer Aufenthalt ist für deutsche Touristen nicht beantragbar.

Die zwei Monate nach Ausstellung bis zur Einreise waren bereits sehr knapp, da wir innerhalb dieses Zeitraums den Weg von Deutschland in den Iran abgefahren sein mussten, aber wir schafften es, das Ausstellungsdatum möglichst kurzfristig vor die Abreise zu legen und kamen rechtzeitig vor Ablauf an der iranisch-türkischen Grenze an.

Die 30 Tage Aufenthalt reichen uns jedoch nicht, um das Land mit dem Fahrrad zu durchqueren. Eine Verlängerung im Land sei allerdings in der Regel kein Problem, so wurde uns gesagt. Am unkompliziertesten sei dies in Shiraz zu erledigen. Da der verlängerte Zeitraum immer ab Ausstellung gültig ist und das bestehende Visum nicht einfach um die beantragten Tage verlängert wird, empfiehlt es sich, die Verlängerung kurz vor Ablauf des Visums zu beantragen, um möglichst viele zusätzliche Tage zu erhalten. Auch aus diesem Grunde bot sich Shiraz für uns an, da wir hier bereits einen Großteil der Srecke hinter uns gebracht haben.

Immigration & Passport Office in Shiraz

Zuständig für die Verlängerung ist das "Immigration & Passport Office" in der jeweiligen Provinzhauptstadt, das in Shiraz über eine Seitenstraße am Modarres Boulevard zugänglich ist.

Dort angekommen erklärt uns der zuständige Beamte, dass eine Verlängerung erst ein bis zwei Tage vor Ablauf des Visums möglich sei. Dies entspricht zwar nicht unseren Informationen, aber auch nach mehrmaligem Nachfragen, sieht er keine Möglichkeit uns jetzt weiterhelfen zu können und empfiehlt uns statt dessen, zunächst nach Bandar Abbas zu fahren, um es bei Ankunft dort zu versuchen. 

Für uns ergibt das keinen Sinn, weil es bis dorthin nochmals weiter ist als zu unserem Ausreiseort Bandar Lengeh, den wir bereits nicht rechtzeitig vor Ablauf der Visa erreichen werden. Somit gibt es nur zwei Möglichkeiten: Wir vertrödeln unsere Zeit bis kurz vor Ablauf der Visa in Shiraz, um dann die Verlängerung zu beantragen und verlieren dabei viel unserer kostbaren Reisezeit, oder wir unterbrechen unsere Radreise und fahren mit dem Bus weiter. 

Beide Optionen entsprechen in keinster Weise unserer Vorstellung. Ich bitte ihn, mir alles nocheinmal zu erklären, um etwas Zeit zu gewinnen und einen möglichen Verhandlungsspielraum in Erfahrung bringen zu können. Danach versuche ich, ihm mit etwas Charm, Verzweifelung und einem leicht quängelnden aber respektvollen Unterton wiederholt zu erklären, dass wir es mit dem Fahrrad nicht rechtzeitig bis zur nächstmöglichen Behörde schaffen werden. 

Er gibt jetzt an, dass eine Verlängerung auch möglich sei, wenn wir in Shiraz bleiben möchten, wozu wir eine Buchungsbestätigung des Hotels vorlegen müssten. Da wir zwar nicht hier bleiben wollen, es aber nur das kleinste Problem wäre, ein Zimmer zu buchen und nach Erhalt der Visaverlängerung umgehend zu stornieren, gehe ich auf diesen Hinweis näher ein und frage nach Einzelheiten. Dabei scheint ihm schnell klar zu werden, was ich beabsichtige zu tun und dass dies für alle Beteiligten Personen, nur einen unnötigen Mehraufwand bedeuten würde. 

Er bietet mir an, mit zu seinem Vorgesetzten zu kommen und ihm die Sachlage zu erklären. Dieser würde der gewünschten Verlängerung sicherlich ohne weitere Umwege zustimmen. Kaum eine Minute später habe ich die Genehmigung von Oben.

Der Prozess läuft nun wie folgt: Wir müssen zu einer Bank gehen, einer ganz bestimmten Bank, der Melli Bank. Dort zahlen wir 345.000 Rial ein und überweisen sie an die Behörde. Gut dass ich zumindest die arabisch-indischen Zahlen gelernt hatte. Die Wartemarke bei der Bank und die Nummer auf der Aufruftafel wären sonst nicht zu entziffern gewesen. Die Überweisungsbelege reichen wir im Original und als Kopie, sowie Kopien von Reisepass und Visum, zwei Passbildern und zwei ausgefüllten Antragsformularen am Schalter ein. Anschließend wandern die Unterlagen von einem Schreibtisch zum nächsten, erhalten bei einem Beamten einen Stempel und beim Chef noch eine Unterschrift. Zwischenzeitlich werden uns Gebäck und Wasser gereicht. Als der Fernseher für ein Volleyballspiel zwischen Frankreich und Iran eingeschaltet wird, steht der Betrieb einige Zeit still.

Zahlungsanweisung für die Visum-Verlängerung

Wartemarke bei der Melli Bank
Zwischen den Schreibtischen herrscht reges Treiben. Antragstellende wie Beamtete laufen von einem Schreibtisch zum nächsten, reichen rosafarbene Mappen hin und her und unterbrechen die Abläufe immer wieder für Zwischenfragen und andere Vorgänge.

Nach etwas über zwei Stunden halten wir unsere Verlängerungen bis zum 9. Oktober in den Händen und verabschieden uns mit einem freundschaftlichen Handschlag.

Siehe auch Michas Blogbeitrag zu dieser Etappe: Visumverlängerung und Touri-Programm in Shiraz

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