Rennrad statt Reiserad? An einem Tag mit dem Fahrrad von Berlin zur Ostsee
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angenehm frisches Wetter im Nordosten Deutschlands
An einem Tag mit dem Rennrad 240 Kilometer von Berlin nach Międzywodzie an der Ostsee. Mit dem normalen Reiserad ist das kaum zu schaffen, aber wie fährt sich diese Strecke als Reiseradfahrer und nur gelegentlicher und ungeübter Rennradnutzer? Und wie reist es sich eigentlich generell mit dem Rennrad? Ist das Rennrad vielleicht sogar eine bessere Alternative zum schweren, beladenen Reiserad? Das alles habe ich mich seit Jahren gefragt und am vergangenen Wochenende endlich einmal ausprobiert.
Mit der Strecke von Berlin zur Ostsee habe ich sowieso eine sehr spezielle Beziehung. Meine allererste Radreise sollte mich vor vielen Jahren dort hoch führen, doch völlig unerfahren wie ich war, scheiterte der Versuch bereits beim Probepacken am Abend vor der geplanten Abfahrt, als das Gewicht meines Gepäcks das Fahrrad hinten runter riss und vorne hoch zog und dabei die billigen Gepäcktaschen zerrissen. Einige Zeit später startete ich dann tatsächlich mit einem Freund zusammen meine erste Radtour, die uns über den Berlin-Usedom-Radweg führte und wieder ein Stück weit zurück über Polen bis nach Stettin. Damals benötigten wir für die Strecke fünf Tage.
Abfahrt morgens in Berlin
Ich bin am vergangenen Samstag morgens gegen 6 Uhr in Berlin losgefahren und habe um 9 Uhr die deutsch-polnische Grenze überquert. Mittags um 15 Uhr hatte ich 170 Kilometer hinter mir und langsam Ermüdungserscheinungen. Angekommen bin ich gegen 18.30 Uhr, also nach etwa 12,5 Stunden. Dazwischen habe ich eine etwa halbstündige Mittagspause und drei etwa 15-minütige Snack-Pausen eingelegt. Mit 240 Tageskilometern habe ich meinen bisherigen Rekord um 60 Kilometer übertroffen.
Ich
habe mir bei der Streckenplanung einfach die kürzeste mit dem Rennrad befahrbare Route
ausgeben lassen. Für meine Präferenzen bin ich auf der Strecke letztendlich zu viel auf relativ stark
befahrenen Straßen unterwegs gewesen. Und sie alle haben keinen
Seitenstreifen. Wen das nicht abschreckt, dem kann
ich die Route empfehlen. Sie hat auch einige sehr schöne und kaum
befahrene Abschnitte, die dann aber, je weiter man Richtung Norden
kommt, teils recht abgefahren und schlecht geflickt sind.
Rad und Ausrüstung
Gefahren bin ich mit meinem Stevens Aspin Rennrad und einer
halb befüllten Bikepacking-Satteltasche (die sogenannten
„Arschraketen“). Außer einem Set Wechselkleidung, Flickzeug,
Waschutensilien und einer Kleinigkeit zu Essen hatte ich nichts dabei.
Ungewohnt war es ohne eigene Stromversorgung am Rad zu fahren, weil ich normalerweise mein Smartphone intensiv nutze, insbesondere zum Navigieren, aber eine
mitgeführte Powerbank war letztendlich ausreichend.
Gegen 9 Uhr erreiche ich die deutsch-polnische Grenze.
Am Ende stelle ich mir nun die Frage ob Rennradreisen für mich in Zukunft eine Option ist. Ich war zunächst überrascht wie weit man an nur einem Tag ausschließlich mit eigener Muskelkraft voran kommen kann. Gut die doppelte Strecke ist somit möglich, verglichen mit einem gemütlichen und schwer bepackten Reiserad. Allerdings finde ich, dass alles was über eine Tagesetappe von hundert Kilometern hinaus geht, eher mit Sport als mit Reisen zu tun hat.
Einen weiteren Nachteil sehe ich in der Abhängigkeit von guten Straßenoberflächen, was einen häufig auf stark befahrene Bundesstraßen ohne Seitenstreifen leitet und dort zu fahren macht nun wirklich keinen Spaß. Der Verzicht auf Zelt, Schlafsack und Isomatte nehmen einem außerdem die Möglichkeit sein Nachtlager flexibel in freier Natur aufzuschlagen, was ich schade finde und sicherlich auch Budget-Reisende abschreckt. Sicherlich könnte man mit einer entsprechenden Bikepacking-Ausrüstung auch diese Dinge noch mitführen, aber damit entfernt man sich auch schon wieder von der Leichtigkeit, Flexibilität und Agilität eine schlanken Rennrades.
nachmittags vorbei an Stettin
Für sportliche Wochenendtouren werde ich mein Rennrad zukünftig bestimmt häufiger nutzen, weil Leichtigkeit, Geschwindigkeit und sportlicher Ehrgeiz drei nicht zu unterschätzende Spaßfaktoren sind, aber auf längeren Radreisen bevorzuge ich, alles erforderliche mitzuführen, um jederzeit und überall anhalten und übernachten zu können und etwas mehr Zeit in Land und Leute zu investieren, statt möglichst schnell voran zu kommen.
Am nächsten Tag ging es übrigens bei schönstem Sommerwetter knapp hundert Kilometer weiter nordwestlich nach Greifswald, von wo aus ich mit dem Zug zurück nach Berlin gefahren bin.
In den 80er Jahren war ich mal mit einem normalen Rad einschließlich Gepäck von Berlin nach Hamburg in einem Tag geradelt. Unterwegs waren auch Leute mit einem Hollandrad .Mit entsprechender körperlichen Fitness gehen 240 Km sicherlich.
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