Die Sternfahrt auf der Schnellstrecke von Frankfurt/Oder zum Brandenburger Tor

Weil 2018 mein Rennrad-Jahr werden soll, bin ich die Berliner Sternfahrt in diesem Jahr über die schnelle Route mitgefahren, die früh morgens in Frankfurt/Oder startet und als einzige Strecke der Sternfahrt einen Abschnitt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 25km/h beinhaltet.

Hier kommt mein Erlebnisbericht (mit einem kleinen Videozusammenschnitt) für alle die in den nächsten Jahren vielleicht selber mal die „Frankfurt-Route“ mitfahren möchten.



Die Berliner Sternfahrt gibt es seit 1977. Sie ist laut des Veranstalters ADFC die weltweit größte Fahrraddemonstration. Demonstriert wird „für bessere Bedingungen für den Radverkehr und die gleichberechtigte Nutzung des Fahrrades als Verkehrsmittel“. In diesem Jahr sollen die verschiedenen Strecken, die alle zum Brandenburger Tor und manche dabei auch über Autobahnabschnitte führen, zusammen über 1000 Kilometer lang gewesen sein.

Die Route führte wie jedes Jahr über Fürstenwalde, Erkner, Friedrichshagen und Neukölln. Los ging es um 6.45 Uhr am Frankfurter Bahnhof, weswegen mein Wecker in Berlin bereits um 4.30 Uhr klingelte, damit ich (natürlich völlig unausgeschlafen) die einzig mögliche Zugverbindung bekommen konnte.


Kurz vor der Ankunft in Frankfurt begann es tatsächlich zu regnen, doch glücklicherweise hörte der Regen wenige Minuten nach Abfahrt auch schon wieder auf und das Wetter bleib die ganze Fahrt über bewölkt und angenehm frisch.

Start in Frankfurt/Oder
Ziemlich genau 50 Personen starteten gemeinsam in Frankfurt. Nach meiner Einschätzung auf allen Routen die ich bisher auf vorherigen Sternfahrten mitgefahren bin, verdoppelt sich die Zahl der Teilnehmenden etwa bei jedem weiteren Treffpunkt. Insgesamt sprach der ADFC in diesem Jahr von 90.000 Menschen die mitgefahren sein sollen.

Bei der Sternfahrt gilt, wie auch auf der Critical Mass, dass man gemeinsam als Verband unterwegs ist. Dabei gelten spezielle Verkehrsregeln. Der Verband wird von Beginn an von der Polizei eskortiert.

Erwartet hatte ich auf der Schnellstrecke Rennradprofis die mich möglicherweise abhängen könnten. Tatsächlich war ich letztendlich aber etwas enttäuscht von der Geschwindigkeit. Lediglich auf dem ersten Abschnitt zwischen Frankfurt und Fürstenwalde gilt auf einer Strecke von etwa 40 Kilometern eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 km/h, was auf einer freien Landstraße tatsächlich nicht besonders schnell ist. Entsprechend waren auch mehrere Radfahrer und Radfahrerinnen mit beladenen Tourenrädern dabei. Ab Fürstenwalde ging es dann auch schon wieder mit sehr gemütlichen 15 km/h weiter.

Ich hätte mir gewünscht dass noch jemand mit einem richtigen Soundsystem mitgefahren wäre, denn zeitweise fuhr es sich bei dem trüben Wetter etwas langweilig. Vor den offiziellen Treffpunkten für später einsteigende Teilnehmende, gab es einen etwa zehnminütigen Zwischenstopp in einer Ortschaft und einen weiteren an einem Rastplatz mit Toilette. Verpflegung sollte man für die Sternfahrt mangels Einkaufsmöglichkeiten möglichst von zu Hause mitbringen.

Live-Tracking mit der App „CriticalMaps“
Gegen 12.40 Uhr erreichte die Gruppe planmäßig die Grenzallee, wo es, wie jedes Jahr nach viel zu langer Wartezeit, endlich als Höhepunkt der Demonstration auf den Südring der Autobahn ging – erst durch den Tunnel (mit überraschend guter Luft) und dann weiter bis zur Ausfahrt Alboinstraße.

Wer einmal mit dem Fahrrad über die Autobahn durch Berlin gefahren ist, wird kaum noch nachvollziehen können, weshalb es für den Radverkehr keine vergleichbaren breiten asphaltierten Schnellstraßen gibt, die die Bezirke ohne Kreuzungen, Ampeln und motorisierten Verkehr sicher und komfortabel miteinander verbinden. Es gäbe somit wirklich keinen Grund mehr das Auto zu bevorzugen um sich innerstädtisch fortzubewegen.

Nach knapp 110 Kilometern endete die gesamte Strecke am Umweltfest vor dem Brandenburger Tor.

Einen großen Unterschied zu den anderen Strecken, die ich auf der Sternfahrt bisher gefahren bin, konnte ich bei der Schnellstrecke von Frankfurt nicht feststellen. Das ist schade, denn letztlich ist es mit beispielsweise Strecken wie der Nachtfahrt von Stettin oder der Kinderroute, unter anderem die Vielfalt der Veranstaltung, die sie in meinen Augen besonders macht. Ich finde deshalb, dass der Sternfahrt eine echte Rennstrecke fehlt, auf der bis in die Stadt hinein mit bis zu 30km/h gefahren werden kann.

Was mir auf der Strecke außerdem fehlt ist die Fahrt durch die Innenstadt und die Kieze bevor es in Neukölln auf die Autobahn geht, denn erst innerhalb der Wohn- und Einkaufsgebiete wird eine Demonstration überhaupt erst richtig wahr genommen. Nächstes Jahr werde ich voraussichtlich wieder versuchen die Nachtfahrt von Stettin aus mitzufahren.

Auch wenn ich von der Arbeit des ADFC nicht sonderlich überzeugt bin, weil er in meinen Augen politisch zu wenig Mut, Biss und Visionen transportiert, so muss ich doch sagen, dass der Verein mit der Sternfahrt jedes Jahr eine großartige und eindrucksvolle Veranstaltung auf die Beine stellt, ohne die Berlin und allen Radfahrerinnen und Radfahrern ein echtes Jahreshighlight fehlen würde.

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